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Oberbürgermeister Casting 2022 mit der Dresdner Tourismus- und Kongressbranche

Am 12. Juni 2022 wählen die Dresdner einen neuen Oberbürgermeister. Der Tourismusverband Dresden e.C. (TVD) hatte die OB-Kandidaten gemeinsam mit den TVD-Ressorts Dresden Convention Bureau und Dresdner Hotelallianz am 13. Mai 2022 zu einem Forum eingeladen, um tourismuspolitische Fragen, Wünsche und Forderungen rund um die Tourismus- und Kongresswirtschaft zu diskutieren.

Was will und kann das neue Stadtoberhaupt für den Tourismus tun? 

Die OB-Kandidaten positionierten sich im Rahmen des tourismuspolitischen Forums am 13. Mai 2022 zu den Forderungen jeder wie folgt. In einer Sache waren sich alle einig: die große Bedeutung des Tourismus für Dresden.

Dirk Hilbert (Unabhängige Bürger für Dresden e. V.):

  • Der Tourismus ist einer der wichtigsten Arbeitgeber unserer Stadt. Wir waren lange verwöhnt von stetig weiterwachsenden Zahlen und können 2022 hoffentlich einen uneingeschränkten Restart hinlegen.

  • Das Kongressgeschäft spielt am Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Dresden eine wichtige Rolle. Die Stadt bietet hervorragende Rahmenbedingungen. Damit die Teilnehmer aus aller Welt leichter nach Dresden kommen, braucht es Direktanbindungen an internationale Flughäfen wie Berlin und Prag.

  • Es wird darauf ankommen, neue Angebote für Familien zu schaffen und das Thema „Erlebnis“ neu zu denken, um junge Menschen anzusprechen und Dresden immer wieder neu entdecken zu können. Auch den Handel müssen wir besser einbinden, der ja sehr vom Tourismus profitiert. So gestalten wir auch eine spannende und erlebnisreiche Innenstadt zur Verweilzone und zum Entdeckungsgebiet.

  • Um dem Arbeitskräftemangel im Tourismus zu begegnen, könnte man sich an erfolgreichen Programmen wie dem Juniordoktor oder Juniormeister orientieren und mit der Branche gemeinsam entsprechende Formate entwickeln. Auch die Chance, die sich durch Migrant*innen bietet, sollten wir uns engagierter zu Nutze machen und diesen Menschen sofort Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen.

  • Wir haben mit der Einführung der Bettensteuer die Marketingausgaben bereits erhöht. Für den Restart nach der Pandemie braucht es nun ein zielgenaues Marketing. Später können und müssen wir mit der Bettensteuer Investitionen in die Stadt hinein finanzieren, auch um neue Attraktionspunkte zu schaffen und Reiseanlässe zu bieten.

Eva Jähnigen (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

  • Dresden ist eine überzeugende und schöne Stadt und lebt als sehr besondere Destination vom Tourismus. Ich möchte ein neues Kapitel aufschlagen für eine weltoffene und europäische Stadt. Wie können wir Dresden nachhaltiger machen? Wie muss sich die Verwaltung als Dienstleister aufstellen?

  • Dresden hat eine große Anziehungskraft als Kongressstandort. Die Frage ist aber immer die Anbindung. Ich halte die Bahn für das Verkehrsmittel der Zukunft. Internationale Angebote, Nachtverkehr - dort sehe ich Potenzial.

  • Kurzfristig muss die Vermarktung Dresdens ein Schwerpunkt sein, das sollte aus der Bettensteuer finanziert werden. Mittelfristig müssen wir die Infrastruktur in den Blick nehmen, ein wichtiges Projekt wäre die Umsetzung eines touristischen Leitsystems.

  • Wir müssen in der Stadt eine Kultur schaffen, die von Wertschätzung für die Beschäftigten in der Tourismusbranche geprägt ist. Und wir müssen jene herzlich empfangen, die nach Dresden kommen, die hier arbeiten wollen und können.

  • Ein Förderprogramm für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus mit Beratung, Profilierung, Marketing und Vernetzung wäre für mich denkbar. Ich würde die Förderrichtlinie breit in der Branche beraten, um zu erfahren, was zum Anschub gebraucht wird.

Dr. Maximilian Krah (Alternative für Deutschland):

  • Unsere Tradition, Kultur und Kunst sind unsere Stärken. Wir müssen unsere Stärken stärken und mit unserem Pfund wuchern. Neue Stärken zu entwickeln, kostet zu viel Geld und dauert zu lange. Dresden muss sich nicht mehr definieren. Wir haben einen großen Reichtum an Kultur und Tradition und müssen die Leidenschaft dafür nach außen tragen. Wir sollten in zahlungskräftige Zielgruppen investieren, mit denen mehr Marge zu erzielen ist.

  • Was über die Bettensteuer in den Haushalt einfließt, muss mindestens in der Höhe in den Tourismus zurück. Dieses Geld sollte für Zwecke der Tourismusförderung eingesetzt und die Branche dazu konsultiert werden.

  • Das Fachkräfteproblem teilen alle Branchen. Wir müssen in den Schulen für gewerbliche Berufe werben, damit junge Leute Jobs annehmen, eine Ausbildung machen und nicht alle nur studieren.

Albrecht Pallas (Sozialdemokratische Partei Deutschlands):

  • Die Stadtverwaltung muss sich als Dienstleister für touristische Dienstleister verstehen. Wir müssen aber auch die Zusammenarbeit mit der Branche, verschiedenen Institutionen und Nachbarlandkreisen intensivieren, um die Kräfte zu bündeln und gemeinsam dafür zu sorgen, dass mehr Geld für Stadtmarketing zur Verfügung steht.

  • Ich halte es nicht für nachhaltig, wenn wir uns nur auf die große Tradition beschränken. Wir haben schon jetzt große Interessensvielfalt bei den Touristen, müssen auf die Interessen unserer Gäste weltweit schauen und sollten auf Innovationen setzen.

  • Bettensteuer ist state of the art. Die Frage ist: Was kann die Stadt für die Tourismusfinanzierung tun, aber was kann auch die Branche dazu geben? Wenn ich mehr Kongresse haben will, muss ich mich darum kümmern. Ich halte eine abgestimmte Marketingstrategie für essenziell. Auch ein ÖPNV-Ticket für jeden Übernachtungsgast, das sowohl der Gast über die Bettensteuer als auch Stadt und DVB finanzieren, kann ich mir gut vorstellen.

  • Die Arbeitslosigkeit sinkt in allen Gruppen bei gleichzeitig steigenden freien Stellen. Manche empfinden Stagnation, haben das Gefühl, hier geht nichts. Wir müssen als Stadt attraktiv für junge Menschen sein, damit sie hier bleiben. Und ja, es geht nur über Zuwanderung.

  • Öffentliches WLAN ist kein „Nice to have“ mehr, das ist ein „Must have“, ein Essential - das macht die Attraktivität einer Destination aus.

André Schollbach (DIE LINKE):

  • Dresden ist eine wunderbare Destination, aber es gehen auch negative Botschaften von Dresden aus, Hass und Hetze. Das ist ein großes Problem - für Freizeitreisen ebenso wie für Geschäftsreisen und das Kongressgeschäft. Dieses Problem müssen wir lösen. Aber auch in der touristischen Infrastruktur gibt es Bedarf. Ob es ein Leitsystem ist oder so profane Dinge wie ausreichend Toiletten in der Innenstadt, da sehe ich Defizite und da können wir einiges besser machen.

  • Geschäftsreisen und Tagungswirtschaft haben sich durch die Pandemie verändert. Die Verlagerung ins Digitale wird Konsequenzen haben. Wir haben dennoch ein enormes Potenzial für Geschäftsreisen und wissen alle, welche wirtschaftlichen Möglichkeiten da drin stecken. Tagestouristen lassen im Schnitt 66 Euro hier, der Privatreisende 146 Euro und der Geschäftsreisende 277 Euro - am Tag. Und nicht selten bleiben Geschäftsreisende privat noch ein paar Tage länger, weil es ihnen so gut gefällt. Wir müssen kontinuierlich Geld ausgeben, um dieses so wichtige Geschäft für Dresden zu akquirieren und davon dann als Stadt zu profitieren.

  • Wenn Dresden als Standort attraktiv bleiben will, muss das Leben auch für Durchschnittsverdiener bezahlbar bleiben. Wir brauchen bezahlbare Mieten, damit die Menschen nicht wegziehen. Auch der ÖPNV muss bezahlbar sein, deshalb will ich dort bis 2030 keine Preiserhöhungen mehr.

  • 2019 hat die Stadt zehn Millionen Euro aus der Übernachtungssteuer eingenommen. Wir können mit diesem Geld planen und sollten damit kontinuierlich ins Kongressmarketing investieren, um Verlässlichkeit herzustellen, auf die alle Beteiligten bauen können. Und man sollte nochmal ernsthaft an einer Gästekarte arbeiten, die den Touristen wirklich praktische Vergünstigungen bietet.

  • Alle Beschäftigten in touristischen Betrieben aber auch beim Bäcker sind Botschafter unserer Stadt. Die Erfahrungen, die Touristen hier machen, erzählen sie weiter. Deshalb sehe ich es als gemeinsame Aufgabe, allen im Touristenkontakt zu vermitteln, dass wir eine positive Ausstrahlung brauchen. Auch fehlende Fremdsprachenkenntnisse sind da ein Thema.

Dr. Martin Schulte-Wissermann (Piratenpartei Deutschland):

  • Wir müssen alle Formen des Tourismus fördern, in allen Altersgruppen. Zufriedene Gäste sind die besten Multiplikatoren. Die besten Events sind die, die so attraktiv sind, dass die Menschen in Scharen nach Dresden kommen, das müssen wir fördern und geistig zulassen, die Basis verbreitern. Ich träume zum Beispiel von einem Drohnen-Rennen am Elbufer, das hat sehr viel Potenzial. Und wir müssen jetzt die Grundlage legen für den Tourismus in zehn, zwanzig Jahren. Das heißt für mich: junge Menschen ansprechen, z.B. über Klassenfahrten.

  • Die Bettensteuer wird auch mit mir, als OB, in der Höhe bleiben. Natürlich gehört dann die Branche an den Tisch, um mitzuentscheiden, wofür das Geld ausgegeben wird. Denkbar wäre eine Gästekarte, die den Touristen das Gefühl gibt, dass man mehr bekommt, als man über die Bettensteuer bezahlt hat.

  • Arbeitsstelle UND Stadt müssen attraktiv sein. Die Zivilgesellschaft muss Dresden ein neues Image geben als offene, freie, lebensbejahende Stadt. Und wir müssen Gelegenheiten, die sich bieten, beim Schopfe packen - eine Verkäuferin in einer Bäckerei neulich sprach ukrainisch. Wenn Dresden insgesamt attraktiv ist, eine lebendige, lebenswerte, benutzbare Stadt mit Kunst, Kultur, Sport, dann zieht das nicht nur Touristen an, sondern auch Arbeitskräfte und Investoren.

Quelle: Gemeinsame Presseinformation
Tourismusverband Dresden e.V. | Dresden Convention Bureau | Dresdner Hotelallianz

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